Wo Die 1980er Nicht Vergehen: Warum Diese Disco In Peguera Seit 40 Jahren Eine Einzigartige Zeitkapsel Ist

Die steile Treppe hinab in den Keller ist das erste Hindernis, das Nachtschwärmer in Peguera erwartet, wenn sie spät abends im Touristenort tanzen und Spaß haben wollen:In einer weiten Rechtskurve führen die Stufen in die kultige Discothek Rendezvous. Wer nicht mehr so recht stabil auf den Füßen ist, dem hilft ein Geländer hinab in den Tanztempel. Drinnen knallt der Beat der 1980er und 90er Jahre. Eine kleine Tanzfläche, eine lange Theke, verspiegelte Säulen, Tische und Stühle aus blankgescheuertem Holz mit rotem, abgegriffenem Leder: Alles atmet hier den Charme der vergangenen Jahrzehnte, als wäre kaum Zeit vergangen.

Seit 40 Jahren gibt es die Disco unter Tage, zeitgleich entstand darüber das gleichnamige Restaurant mit Café. Mit seiner großen Terrasse mit Meerblick ist es vielen Mallorca-Urlaubern und Residenten bekannt, die dort einen Café con leche oder ein Bier trinken und den erhöhten Blick über die Bucht bis zu den Malgrat-Inseln genießen. Beim MM-Besuch erzählt Mitinhaber Ramón Martínez über die Anfänge des Tanztempels.

Seit 40 Jahren ein beliebtes Fotomotiv im Rendevous. Foto: P. Lozano

„Bei den Einheimischen hieß die Disco damals ,El desguace’, der Schrottplatz, weil das Durchschnittsalter recht hoch lag”, erklärt Martínez lachend. „Es kamen vor allem die 50- bis 60-Jährigen, das fanden die Jugendlichen nicht so gut”, erinnert sich der Spanier.

Damals führte Chefin Angelika das Zepter, eine Deutsche. Sie und ihr späterer Mann, Wolfram Seifert, führten die Disco etliche Jahre lang. MM-Lesern dürfte er als langjähriger Chefredakteur und Direktor des Mallorca Magazins noch bestens bekannt sein. In dieser Zeit, Anfang der 1980er Jahre, fanden auch viele Prominente den Weg in die Kellerdisco, darunter zum Beispiel Ex-Rennfahrer Michael Schumacher oder Manager Willy Weber.

Xisco Montoza (l.) und Kompagnon und Ramón Martínez kennen viele Anekdoten. Foto: P. Lozano

Peguera war damals ein kleiner, aufstrebender Touristenort, der aber nicht überlaufen war. Es gab viele Restaurants und auch Discos, die ganzjährig geöffnet hatten. Nach und nach schlossen die Nachtlokale. Das Rendezvous aber blieb. Kompagnon Xisco Montoza erklärt es so: „Ich glaube, wir haben bis heute Erfolg, weil wir den gleichen Stil beibehalten haben. Über die gespielte Musik diskutieren wir nicht, es bleibt bei Discohits, die jeder kennt”, so die Geschäftsführer unisono. So kämen noch heute Stammkunden von einst auf eine Stippvisite an die Theke, um ein Bier zu trinken und im Takt von damals zu wippen.

Unverwüstlich im Stil: Die Zeitkapsel wird abends wieder voller Leben sein. Foto: P. Lozano

Für die nächste Generation ist bereits gesorgt: „Im Rendezvous haben sich viele Ehen angebahnt. Die Kinder daraus kommen heute weiter zu uns”, erklärt Martínez. Er spricht aus Erfahrung, hat er doch 1984 seine Frau eben dort kennengelernt. „Sie ist Spanierin, deren Eltern nach Deutschland ausgewandert waren. Als Geburtstagsgeschenk gab es die Reise nach Mallorca.” Diese endete dann in einer Ehe mit dem damaligen Kellner.

Heute ist die Tanzfläche besonders an Wochenenden in der Saison voll, Urlauber und Residenten aller Altersklassen können hier tanzen, etwas trinken, Leute kennenlernen. Und das bis in die frühen Morgenstunden. „Letztes Wochenende haben wir erst um 6 Uhr morgen zugemacht”, berichtet Montoza.

Die steile Treppe zeigt sofort an, wer wie viel getrunken hat. Foto: P. Lozano

Von den knapp zehn Discos im Ort hat bis heute nur das Rendezvous überlebt: „Por algo será”, resümiert Martínez stolz. Was so viel bedeutet wie „Das will was heißen”. So bleibt die steile Treppe die einzige Barriere, um dem Rendezvous mal einen Besuch abzustatten und in alte Zeiten abzutauchen. Am letzten Oktoberwochenende verabschiedet sich die Crew erstmal in die Winterpause.

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