Luxus In Hülle Und Fülle: Diese Paläste Stehen In Der Altstadt Von Palma

Der Stolz auf seine Heimat ist ihm regelrecht anzumerken: „In Hinsicht auf das, was der Stadt hinterlassen wurde, verfügt Palma über ein einzigartiges, exzeptionelles Vermächtnis.” Das sagt Josep Masot. Der Mann ist Vizepräsident der Vereinigung ARCA, die sich seit rund 40 Jahren für die Bewahrung des Altstadtcharakters einsetzt. Masot fährt fort: „Palma ist die Stadt im Mittelmeerraum mit sowohl der höchsten Quantität als auch der höchsten Qualität an Herrenhäusern.” Der Vizepräsident erklärt, warum es hier so viele von ihnen gibt: „Wegen des territorialen Friedens auf Mallorca in den zurückliegenden 200 Jahren sind die Gebäude im historischen Stadtzentrum erhalten geblieben.” Früher seien die Herrenhäuser Geschäftszentren gewesen, wo gehandelt wurde, so Masot. Im Untergeschoss hätten sich Lagerräume und Büros befunden und die wohlhabenden Eigentümer hätten im ersten Stockwerk gelebt. Manche der alten Gebäude werden heute als Kultureinrichtungen benutzt, andere als Hotels, und so manches Patrizierhaus kann sogar von innen besichtigt werden. MM hat sich fünf dieser umfunktionierten Domizilen angesehen.

Eines des bekanntesten Herrenhäuser, in denen heute Kunst erlebt werden kann, ist Can Solleric. Es befindet sich an der Plaça del Rey Juan Carlos I. an der Einkaufsstraße Paseo del Born. Mittlerweile gehört das Gebäude der Stadtverwaltung und dient als Ausstellungsort. Das Haus wurde um das Jahr 1763 herum von Grund auf neu gebaut und geht auf die Vereinigung von zwei einzelnen Bauwerken zurück. Für diese wird der erste Markgraf von Sollerich verantwortlich gemacht. Das Herrenhaus gilt wegen seines einheitlichen Entwurfs als eines der bemerkenswertesten Domizile in Palma. 1931 wurde Can Solleric zum historischen Kulturerbe erklärt. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten ein Zentrum zeitgenössischer Kunst.

Wenige Meter weiter, an der Straße Unió, Hausnummer 3, befindet sich Can Balaguer. Auch dieses Gebäude gehört heute dem Rathaus. Dieses begann im Jahr 2009 die Renoviereung des Hauses, das lange Zeit als eines der emblematischsten der Stadt gegolten hatte. Mehr als 80 Jahre vorher erwarb der Musiker, Unternehmer und Mäzen Josep Balaguer das Domizil. Nach seinem Tod stiftete seine Familie Can Balaguer der Stadt, unter der Bedingung, dass diese in dem Haus den städtischen Zirkel der schönen Künste unterbringen würde. Noch heute hat dieser im Vorhallenstockwerk seinen Sitz. Daneben wird das Herrenhaus als museales Beispiel für Gebäude dieser Art in Palma genutzt. Ein Besuch in Can Balaguer mit seinen Salons versetzt den Besucher in die Vergangenheit.

Ähnlich opulent geht es am Ende des Paseo del Born, linkerhand an der Plaça de la Reina vorbei, im Palast March zu: Auch hier findet man mit feinem Stoff bezogene, gepolsterte Sitzmöbel vor, Rot- und Goldtöne, schwere Vorhänge und Kristallleuchter. Das Gelände, auf dem das Gebäude steht, war der ehemalige Garten des Klosters Santo Domingo. Dieses besetzte den gesamten Straßenabschnitt, den die Straße Conquistador, die Straße Palau Reial sowie die Ecke der Kathedrale bilden. Dort befindet sich heute neben dem Palast March das Balearen-Parlament. Das Domizil wurde 1945 fertiggestellt. Heute beheimatet es die Stiftung Bartolomé March Servera, die dort wiederum ihr Museum untergebracht hat.

Ende des 20. Jahrhunderts fand eine Welle der Remodellierung von palmesaner Herrenhäuser in Hotels statt. Eines von diesen ist die Fünf-Sterne-Unterkunft Palacio Ca Sa Galesa in der Straße Miramar in der Altstadt: Zwölf Zimmer, davon sieben Suiten mit bis zu mehr als 100 Quadratmetern. Managerin Mati Gargano sagt, es sei das erste Boutique-Hotel der Stadt. 1376 wurde das Haus gebaut, jahrhundertelang privat genutzt und vor bald 30 Jahren für Touristen eröffnet. „Als eines der wenigen Hotels dieser Art erlauben wir Kinder und Haustiere”, so Gargano. Heute gehört das Hotel deutschen Betreibern. Zu seinen Leistungen zählt neben einem Massage-Service auch eine finnische Sauna.

Bescheidener daher kommt das Herrenhaus Can Alcover in der Straße Sant Alonso im Viertel Calatrava. Schlichte Front, geradliniger Eingangsbereich, zeitgenössische Treppen. Hier, im Geburtshaus des Dichters Joan Alcover, der die mallorquinische Nationalhymne „La Balanguera” schrieb, befindet sich seit rund 20 Jahren ein Kulturzentrum. Neben einem Museum über den Dichter hat die Organisation Obra Cultural Balear in dem Gebäude ihren Sitz. Diese setzt sich für die Bewahrung der balearischen Kultur, Folklore, Werte und Identität ein. „In den beiden Konferenzsälen veranstalten wir literarische Aktivitäten, Musik oder Theater”, sagt Juan Berga, Barkeeper der Bar, die zu der Lokalität gehört. Im dritten Stock von Can Alcover ist ein Radiostudio eingerichtet, aus dem der Sender Ona Mediterrània auf der Frequenz 88,8 FM produziert. Ein Beispiel für die neue Funktionalität eines Herrenhauses in Palma.

Inhalte werden geladen